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Orient Express Kampagne

Spielbericht – Session 3 (24.1. bis 26.1.1920)

Paris, 29. Januar 1921

 

 

Liebste Pearl,

 

Nach den schrecklichen Ereignissen die ich dir im letzten Brief beschrieben habe, konnte ich es kaum erwarten aus dieser Stadt abzureisen. Aufgrund meiner Verletzungen war ich tagelang an einen Rollstuhl gefesselt. Stell dir mich in einem Rollstuhl vor! Schrecklich nicht. Ich weigerte mich unsere Reise in mein geliebtes Paris mit einem Rollstuhl anzutreten. Kurz vor der Abreise konnte ich den Rollstuhl in zwei Gehhilfen umtauschen. Fliegen kann ich aber noch immer nicht und darum muss ich mein geliebtes Flugzeug hier im garstigen Wetter von London stehen lassen, was mir sehr schwer fällt. Paul von Gunten unser herzensguter Freund hat mir jedoch versprochen mein Flugzeug so bald es ihm möglich ist nach Paris zu holen.

Am 25. Januar um die Mittagszeit sind wir dann doch in Paris im Hotel “Les deux Clef“ angekommen. Ich kannte dieses Hotel zuvor nicht, es ist eher einfach aber es scheint mir einen guten Eindruck zu machen. Das Hotel liegt in der nähe des Bahnhofes im Botschaftsviertel und gleich unmittelbar daneben hat es eine wunderbare Parkanlage. Wir haben diese jedoch noch nie besucht da es für ausgedehnte Spaziergänge momentan sehr kalt ist und uns die Zeit dazu fehlt.

Da wir uns alle auf den Orient Express freuen und sobald wie möglich die Reise beginnen wollen machten wir uns gleich auf die Suche nach dem Comte Fenalik. Wie ich dir bereits vor einigen Tagen geschrieben habe, soll ein Teil der Statue (auf deren Suche wir ja eigentlich sind)  noch im Besitz des Comte oder dessen Nachfahren sein. Wie sich jedoch herausstellte, sollten sich unsere Recherche als schwieriger erweisen als ich mir das gedacht habe. Erstens weil wir zuerst nichts über diesen Comte in Erfahrung bringen konnten und zweitens auf Grund sehr missgelaunten Herren in der Nationalbibliothek. Dies meine liebe Pearl muss ich dir genauer beschreiben da mich dieses kurze Ereignis in grosse Rage versetzt hatte. Und mich bei meinen Freundinnen in einen kurzweiligen Misskredit gebracht hatte. Also nach unserer Ankunft in Paris machten wir uns auf in die Nationalbibliothek um etwas mehr über den Comte Fenalik herauszufinden. Bereits in London konnte Mayumi in Erfahrung bringen, dass Fenalik ursprünglich ein Adelsgeschlecht aus Deutschland ist, die dann aber nach Frankreich gezogen sind. Am Eingang der Nationalbibliothek fingen uns zwei Aufseher ab und wollten unseren Bibliotheksausweis sehen. Luzia wollte unser Anliegen erklären doch einer dieser zwei Herren musterte sie herablassend und machte klar dass ihr Aussehen ihm nicht passte und er darum gar nicht erst mir ihr spricht. Ich schaute in meiner Tasche nach und fand doch tatsächlich noch meinen alten Ausweis. Schon zu diesem Zeitpunkt ziemlich aufgebracht ab so einer grässlichen Arroganz dieser zwei Herren zeigte ich meinen Ausweis und versuchte auch noch einmal unser Anliegen zu erklären. Doch die zwei Herren blieben stur auf dem Standpunkt dass wir alle einen Ausweis der Bibliothek brauchten. Sie hörten mir nicht einmal zu. Bei meinem Versuch unsere Situation darzulegen gesellte sich ein weiterer Herr hinzu. Voller Hoffnung nun Gehör zu finden wandte ich mich diesem zu. Dieser machte zwar zuerst den Anschein als wollte er uns anhören doch schon nach meinen ersten Worten wandte er sich ab und fing mit den anderen zwei Herren an zu sprechen. Nun liebe Pearl kannst du dir ja vorstelle wie ich ab einer solchen Unhöflichkeit in Rage geriet. Meine Freundinnen konnten mich noch vor dem grossen Wutanfall stoppen und so kamen zu guten Glück keine Worte über meine Lippen die ich nun bereuen müsste. Während meine Freundinnen erfuhren wie sie Bibliotheksausweis beantragen konnten, versuchte ich mich zu beruhigen, dies viel mir sehr schwer. Ich sprach fast den ganzen Tag nichts mehr und konnte mich nur schwer überwinden diese grässliche Bibliothek mit diesen herablassenden Herren am Eingang wieder zu betreten. Denn ich war die einzige die an diesem Nachmittag in die Bibliothek konnte. Währenddessen gingen meine Freundinnen aufs Konsulat um sich die nötigen Papiere für den Bibliotheksausweis zu besorgen.

Am nächsten Tag hatten dann alle einen Ausweis und sie kamen mir zu Hilfe. Obwohl wir einen Gehilfen anstellten, ein Student Namens Jaquard, war unsere Recherche lange Zeit erfolglos. Wir fanden nichts im Sterberegister unter den Stambaumeintragungen auch keinen Eintrag im Grundbuchregister, nirgends einen Eintrag über den Comte Fenalik. Einen kuzen Abschnitt in einem Tagebuch ist uns aufgefallen. Darin steht, auf Grund eines Skandals habe der Comte Fenalik die Königin dermassen verärgert, dass er ohne Prozess hingerichtet wurde. Diese wenigen Zeilen halfen uns auf der weiteren Suche. Wir haben einen zweiten Tagebucheintrag diesmal nicht vom Königlichen Hof sondern von einem Offizier gefunden. Leider konnten wir noch nicht alles entziffern, die Schrift ist sehr schlecht und zudem hat das Tagebuch einen Wasserschaden erlitten. Was wir bis jetzt entziffert haben ist, dass der Comte in einem Anwesen in Poissy unweit von Paris, so wie ich das verstanden habe und jetzt musst du mich entschuldigen liebe Pearl, schmutzige Orgien veranstaltet hat. So wie es dieser Offizier beschrieben hat müssen es Fester unbeschreiblich gewesen sein, die Gäste seien regelrecht Besessen gewesen. Sobald wir mehr über diesen Comte herausgefunden haben werde ich dir dies schreiben. Zu einem weckt diese Geschichte in mir grosses Interesse aber auf er anderen Seite erfüllt es mich mit einer unermesslichen Abscheu.

Aber die Ereignisse rund um den Comte de Fenalik ist nicht das einzige was wir in der Bibliothek gefunden haben. Jacquard brachte uns einen Artikel über eine gewisse Cécile Bouchoit. Meiner Meinung nach war dieser Artikel unnütz und sprach für die Unfähigkeit von Jacquard. Doch wir trafen noch ein weiteres mal, , auf ihren Namen. Sie wurde von einer Meute, aufgehetzt durch einen Pfarrer, verfolgt und schliesslich in der Seine ertränkt. Diese junge Frau die sehr schön und anmutig gewesen sein muss kam, ja du wirst es nicht glauben, von Poissy. Nun lässt mich ein Gefühl nicht wieder los, dass diese zwei Geschichten doch miteinander verbunden sein könnten. Auch meine Freundinnen sind dieser Ansicht.

Da ich mir die Zeilen über diese Cécile nochmals durch den Kopf gehen lies, kommt mir unser Zimmermädchen Charlotte vom Hotel in den Sinn. Pearl ich glaube du hast noch nie eine solche Person gesehen. Ich auf jeden Fall habe noch nie eine Frau mit einer solchen Ausstrahlung mit einer solchen Anmut gesehen. Sie scheint in ihrer ganzen Gestalt einfach perfekt zu sein. Nach dem wie diese Cécile von Poissy beschrieben wird muss sie wie unser Zimmermädchen gewesen sein. Diese ganze Schönheit diese Perfektion in Menschengestalt macht mich, ich schäme mich dies dir zu gestehen, aggressiv ja richtig wahnsinnig. In meinem ganzen Leben habe ich das noch nie erlebt, dass ich gegenüber einer Frau so feindselig war. Louisa und Mayumi hegen die gleichen Gefühle wie ich. Wir werden das Gefühl nicht los, dass sie in unserem Gepäck herumwühlt. Leider haben wir keine handfesten beweise. Wenn wir Carlotte darauf ansprechen schaut sie uns mit ihren perfekten Augen an als könnte dieses blonde Flit... na da siehst du es ich gerate sogar wenn ich nur schon von ihr schreibe ausser Rand und Band. Ich glaube von uns steht nur Luiza über ihren Gefühlen, sie lässt sich von Charlotte nicht aus der Ruhe bringen. Trotzdem sie ist mir nicht ganz geheuer. Eines Nachts als ich auf dem Balkon stand weil ich nicht schlafen konnte, sah ich sie im Schnee tanzen Es war so kalt dass ich schon nach wenigen Minuten wieder hinein musste. Charlotte aber ging in Richtung Park sie schien nicht zu frieren obwohl sie nur wenig mehr anhatte als ich selbst. Du musst selber zugeben das dies sehr suspekt ist. Ach Pearl ich weiss nicht, diese Frau scheint mir den Verstand zu vernebeln.

Da diese Charlotte meine Gedanken so verwirrt hätte ich doch fast eine wichtige Kleinigkeit vergessen. Am Abend des 26. Januar als wir schon im Hotelzimmer waren stiess Mayumi auf einen Artikel in einer englischen Zeitung. Ein Mann wurde unter mysteriösen Umständen Tod in der Bibliothek von London aufgefunden. Da wir nur kurze Zeit zuvor auch in der Bibliothek von London waren hat uns Mayumi diesen Artikel vorgelesen. Es ist schon etwas seltsam zu lesen dass kurz nach uns ein Mann dort wo wir noch durch die Gänge liefen sterben musste. Oder stell dir vor, dieser Mann lag schon irgendwo und wir gingen nur einen Gang weiter vorbei. Schreckliche Gedanken. Aber es kommt noch viel schlimmer. Mayumi kann nicht ohne Zeitungen sein so wie ich nicht ohne mein Flugzeug sein kann. So hat sie am darauffolgenden Tag in der Sun gelesen, dass dieser Tote Beddows hiess. Ja genau wie der Butler von Professor Smith, und ich werde das Gefühl nicht los dass der Tote dieser Beddows ist. Das schlimmste ist er wurde halb gehäutet. Das wiederum erinnert an die drei Toten Makrayts die auch in London Tod und gehäutet aufgefunden wurden.

Wir haben noch keinen Fuss in den Orient Express gesetzt und die Ereignisse überstürzen sich. Wir stossen lauter mysteriöse Ereignisse. Es ist alles so unüberschaubar und die Zusammenhänge sind nicht klar obwohl ich spüre dass sie da sind. Es ist nicht nur diese Geschichte um die Statue, manchmal sind es auch ganz kleine Ereignisse wie Beispielsweise die Nachtigall die wir am Montag spät abends auf dem Nachhauseweg gehört haben. Zu dieser Jahreszeit sollte keine Nachtigall in Paris sein, sie sollten alle im warmen Süden sein. Und wenn es eine nicht geschafft hat nach Süden zu fliegen wieso kann sie bei dieser Kälte hier sitzen und singen als wäre es Sommer? Es sind Dinge/Ereignisse die meine Verstand nicht mehr zu erklären weiss.

Es scheint jedoch nicht nur mir so zu gehen. Grosse Sorgen mache ich mir um Luzia. So gefasst sie sich auch in der Gegenwart von Charlotte gibt. Sie scheint an grossen Schlafstörungen zu leiden. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hörte sie das Telefon klingeln. Sie nahm ab und ihre Mutter war am anderen Ende der Leitung. Nun ist es aber so, dass ihre Mutter schon seit einigen Jahren Tod ist. Erst am anderen Morgen als Luzia bemerkte dass wir in unserem Zimmer kein Telefon haben, hat sie realisiert das es ein Traum gewesen sein muss. Louisa meinte sie habe das Telefon auch klingeln gehört. Vielleicht hat ja tatsächlich irgendwo im Haus ein Telefon geklingelt und Luiza hat dies in ihrem Unterbewusstsein wahrgenommen und in ihren Traum integriert. Aber auch dann bleibt noch die Frage wieso sie mit ihrer Toten Mutter telefonieren wollte.

Liebste Pearl wie du siehst erlebe ich eine abenteuerliche Zeit. Ich war so aufgeregt dir dies alles mitzuteilen, das ich es verpasst habe nach deinem Wohlbefinden zu fragen. Ich hoffe dir geht es gut und ich freue mich sehr auf deine Antwort.

Alles liebe und bis bald.

Deine Freundin Luschenka

cthulhu.ch