Orient Express Kampagne

Spielbericht – Session 4 (27.1. bis 28.1.1920)

Poissy bei Paris, Februar 1921

 

Meine liebe Ameena,

Sicher wartest du schon sehr gespannt auf meine Berichte von unserer abenteuerlichen Reise. Von Paris haben wir leider nicht viel ausser der Bibliothek und dem Hotel gesehen. Welches übrigens ganz nett ist. Vor allem das Essen überrascht mich sehr angenehm. Aber die Sehenswürdigkeiten von Paris sind ja auch nicht der Grund unserer Reise. Ich will dich deshalb, auch nicht mit unwichtigen Details langweilen und dir gleich erzählen, was wir beunruhigendes erlebt haben.

Sicher wartest du schon sehr gespannt auf meine Berichte von unserer abenteuerlichen Reise und unseren Nachforschungen in Paris. Von der Stadt haben wir leider immer noch nicht viel gesehen. Aber die Sehenswürdigkeiten von Paris sind ja auch nicht der Grund unserer Reise. Ich will dich deshalb, auch nicht mit unwichtigen Details langweilen und dir gleich erzählen, was wir beunruhigendes erlebt haben.

Eigentlich planten wir noch einen gemütlichen Abend in unserem Hotel verbringen. Welches übrigens ganz nett ist. Vor allem das Essen überrascht mich sehr angenehm. Bevor wir für ein paar Tage nach Poissy wollten. Unsere Recherchen in der Bibliothek haben uns ein gutes Stück weiter gebracht, aber nur vor Ort würden wir wohl mehr über diesen Comte Fenalik erfahren. Und vielleicht herausfinden, ob ein Zusammenhang zu Cécile Bouchoit besteht, die ja aus demselben Ort kommt und dort als Hexe ertränkt wurde. Aber du ahnst es wohl schon, der Abend wurde alles andere als ruhig. Besonders für Luise und Luzia. Auf sie wurde geschossen und dann wurden sie auch noch von diesen schrecklichen Polizisten verhaftet! Aber alles der Reihe nach.

Luise sah einen Schatten draussen im Park und musste dem natürlich nachgehen. Luzia hat sie zum Glück begleitet, es war ja schliesslich schon dunkle Nacht. Als die beiden draussen standen hörten sie Getuschel aus dem Pavillon und einen Lichtschein. Und Richtung Goldfischteich schien auch jemand zu sein. Ich sage dir, einfach entsetzlich was sich hier zu so später Stunde im Park herumtreibt. Unsere mutigen Freundinnen haben sich aber nicht abschrecken lassen und sind – leider nicht ganz so leise – zum Pavillon geschlichen. Sie wurden anscheinend im Pavillon gehört, da jemand davon weg eilte und den Park verliess. Im Pavillon angekommen, fanden Sie nur noch unser aufgewühltes Zimmermädchen Charlotte. Ertappt, verriet sie auf die direkten Fragen von Luzia hin, dass sie sich hier mit Ihrem Geliebten trifft. Und stell dir vor, es ist vermutlich unserer hungernder Student Remy! Bevor sie wieder zurück ins Hotel entschwebte, erfuhren die beiden noch, dass das „arme Ding“ ihre Angehörigen alle verloren hat. Sie wuchs mit ihren Eltern und Brüdern in der Bretagne auf. Ihr Vater hat zwar den Krieg verletzt überlebt, starb aber wie ihre Brüder an der Grippe. Ganz allein, hat sie beschlossen nach Paris zu Ihrer Tante zu ziehen.

Und nun zum anderen Geräusch. Du hast sicher nicht vergessen, dass noch jemand im Park war. Dieser Jemand hat sich aber auch entfernt, was die beiden anhand eines knarrenden Tores vermuteten. Sie fanden tatsächlich ganz in der Nähe, eine mit schweren Stiefeln vertrampelte Stelle und noch einige Zigarettenstummel. Luise hat sogar einen als „Andenken“ behalten.

Neugierig wie die beiden sind, verliessen sie den Park durch dasselbe Tor. Und sahen gerade noch eine schattenhafte grosse Gestalt in einen Hauseingang verschwinden. Ich kann es immer noch nicht fassen, aber die beiden stellten den Mann zur Rede. Sie liessen sich auch nicht von seinem schrecklichen Aussehen abhalten. Sein ganzes Gesicht war entstellt mit Narben und offenen Wunden. Eins seiner Augen war halb blind und auch mit der Stimme war etwas falsch. Wir vermuten, dass der Mann im ersten Weltkrieg von einem Senfgas-Angriff diese Verletzungen davon getragen hat. Aber das einzige was er sagte, bevor er sich los riss und davon humpelte war: „Lasst das Mädchen in Ruhe, sie gehört zu mir. Sie ist mir versprochen.“ Ich wusste doch, dass mit dieser Charlotte etwas nicht stimmen kann.

Nun liessen meine Freundinnen aber alle Vorsicht fallen und verfolgten den Mann wieder zurück in den Park. Sie kamen aber nicht weit, bevor er mehrfach auf sie schoss. Du kannst dir Luschenkas und meinen Schock vorstellen als wir nichts ahnend, diese schrecklichen Geräusche durch die Nacht hallen hörten und unsere Freundinnen im Park wussten. Zu unserer Erleichterung sind sie aber wohlbehalten, aber mit einem gehörigen Schock ins Hotel zurückgekehrt. Sie hatten wohl gleich mehrere Schutzengel.

Wir haben natürlich sofort Charlotte zur Rede gestellt. Sie gab sich unschuldig und ihr war weder der Mann bekannt, noch ist ihr aufgefallen dass sie beobachtet wurde. Ich weiss nicht ob ich sie als naiv oder dumm bezeichnen soll.

Wir wussten ja schon von Anfang an, dass diese Reise nicht ungefährlich werden würde. Aber dass Luise und Luzia nur knapp dem Tode entgangen sind war dann doch zu viel für uns und wir liessen die Polizei rufen. Das hat sich aber als ganz schlechte Idee herausgestellt. Diese unhöflichen Gendarmen haben Luschenka und mir verboten unseren Freundinnen moralisch beizustehen und haben sie wie gemeine Verbrecher abgeführt. Die beiden wurden die ganze Nacht über getrennt befragt, bis diese zurückgebliebenen Gendarmen endlich eingesehen hatten, dass nicht wir die Täter sind. Luzias Pistole haben sie auch noch konfisziert. Und anstatt einer Entschuldigung wagten sie es noch uns zu verbieten Paris zu verlassen, bevor nicht die Ermittlungen abgeschlossen sind. Was bei solchen Ermittlern noch Jahre dauern könnte.

Ich sage dir, ich kann nicht nachvollziehen was an Frankreich so faszinierend sein soll. Diese Franzosen sind, bis auf wenige Ausnahmen, alle schrecklich zu uns.

Bei Tageslicht haben Luschenka und ich den Park noch kurz inspiziert. Wir haben zwei Patronen gefunden. Und natürlich eingepackt. Man weiss ja nie…

Wir waren alle froh, Paris für ein paar Tage zu verlassen. Oder hast du geglaubt, dass wir uns an die polizeiliche Anordnung halten würden.

Am Gare du Nord nahmen wir den Zug nach Poissy. Es war eine hübsche Fahrt durch eine verschneite Landschaft. Welche mich wieder ein bisschen versöhnlicher mit Frankreich gestimmt hat. Poissy ist ein kleines Industriestädtchen an der Seine nordwestlich von Paris. Für die Übernachtung hatten wir nicht viel Auswahl. Es gab nur ein Hotel, allerdings ein sehr hübsches, und die kleine Pension der Witwe Meyer bei der Kirche. Wir entschieden uns für die Pension, da wir hofften dort vielleicht mehr über die lokale Geschichte zu erfahren.

Die Witwe stellte sich allerdings als vertrocknete Nonne namens Schwester Emanuela mit eisernen Regeln heraus: Nach einer Lesung aus der Bibel wird das Nachtessen schweigend eingenommen und die Morgenandacht wird in aller früh noch vor dem Frühstück abgehalten. Sie versprach uns aber, am nächsten Morgen sich Zeit für unsere Fragen zu nehmen. Auch im Rathaus wurden wir vom zuständigen Beamten auf den nächsten Tag vertröstet.

Also besuchten wir einen Ort, an dem man immer willkommen ist: den Friedhof. Dort fanden wir neben vielen Gräbern auch eins aus dem Jahr 1790. Du kannst dich erinnern, das ist das Todesjahr von Comte Fenalik. Auf dem Grabstein waren ausser der Jahreszahl noch 15 Initialen, unter anderem K.F. Könnte das der Comte sein? Auch entdeckten wir viele Grabsteine mit dem Namen Bouchoit.

Am Abend zogen wir uns dann in unsere kargen Zimmer zurück und hofften auf einen erholsamen Schlaf. Zumindest meine Nacht sollte aber nicht ganz angenehm werden. Mitten in der Nacht wurde ich von Lärm auf der Strasse aus meinen Träumen gerissen. Das ist zumindest das was ich dachte.

Ich machte kein Licht, um nicht auf mich aufmerksam zu machen. Als ich zum Fenster schleichen wollte, entfuhr mir ein Schrei. Stand ich doch plötzlich mit meinen Füssen im Stroh, der als ich zu Bett ging sicher nicht da war. Auch sonst hatte sich einiges verändert. Vor dem Fenster befand sich Bretterladen anstatt Glas und es waren auch nur noch etwa die Hälfte aller Häuser da! Das wirklich erschreckende aber waren die bewaffneten und Fackeln tragenden Leute die auf unser Haus zu strömten. Der Mob von vielleicht hundert Leuten schrie und tobte: Tod der Hexe! Tod der Hexe! Immer und immer wieder. Luise, wach geworden durch meinen Schrei, rannte aus dem Zimmer um die anderen zu wecken. Während ich nach unten lief um die Eingangtüre zu verriegeln.

Wieder oben sah ich meine Freundinnen mit einer jungen, äusserst anmutigen jungen Frau stehen. Du errätst wohl kaum wer es war. Da stand doch tatsächlich Cécile Bouchoit verängstigt und schön vor uns. Sie glich Charlotte bis aufs kleinste Detail.

Nur mit dem nötigsten bekleidet, rannten wir in den Hinterhof und weiter aus dem Dorf heraus. Glücklicherweise stellte sich uns niemanden in den Weg. Unsere Flucht wurde aber schnell entdeckt und sie verfolgten uns. Am Dorfrand angekommen standen wir vor einer morschen Brücke über die Seine. Uns blieb nichts anderes übrig als sie zu überqueren. Um unseren Verfolgern zu entkommen zerstörten wir die Brück hinter uns. Nun standen wir vor der Wahl Richtung einer Mühle oder in den nahen, unheimlichen Wald zu flüchten. Noch während wir uns zu entscheiden versuchten, welcher Fluchtweg der Bessere ist, war die Brücke wieder vorhanden.

Da Cécile in der Seine ertränkt wurde entschieden wir uns für den Wald. Wir konnten etwas Distanz gewinnen und die Hälfte der Verfolger stürzte beim Überqueren der Brücke in den Fluss. Wir fanden sogar wie herbeigewünscht einen kleinen Pfad in den Wald hinein, aber auch dies brachte uns nicht in Sicherheit. Plötzlich standen auch vor uns Bewaffnete. Wir sassen in der Falle!

Aber erst jetzt wurde es so richtig merkwürdig. Ich konnte Dinge mit meiner Vorstellungskraft beeinflussen: Waffen wurden zu Grasbüscheln, um uns entstand eine Schutzmauer. Wie konnte das möglich sein?

Schon vielen die ersten Schüsse und Luise wurde getroffen. Sie sank schwer verletzt zu Boden und alles wünschen, es sei nicht passiert half nichts. Plötzlich verschwanden auch noch Luzia und Luschenka vor unseren Augen, nur um kurz darauf wieder bei uns aufzutauchen.

Wir wollten nur noch weg. Also wünschten wir uns nun alle ins Hotel und zu unserer grossen Erleichterung klappte es auch. Aber ich war gar nicht wirklich im Hotel, sondern erwachte in meinem Bett in der Pension. Neben mir Luise unverletzt am schlafen. Ich hoffe nur, dass ich in Zukunft von solch unangenehmen Träumen verschont bleibe. Auch wenn wir Cécile, zumindest im Traum, retten konnten.

Es stellte sich heraus, dass unsere Pension früher eine Mühle gewesen ist und dass doch tatsächlich Cécile bis zu ihrem Tod darin gewohnt hat. Der damalige Pfarrer, der Cécile auf dem gewissen hat, hatte ein mit Pockennarben entstelltes Gesicht und ein trübes linkes Auge. Noch eine Parallele zu Charlotte und ihrem Verfolger. Der Pfarrer hat übrigens die Strafe für seine Verbrechen bezahlt, er wurde während der Revolution mit der Guillotine hingerichtet.

Nach dem Frühstück gingen wir nochmals ins Rathaus. Der Beamte hatte schon die gewünschten Pläne herausgesucht. Das Landhaus des Comte stand ausserhalb Poissy und bestand ursprünglich aus vielen verschiedenen Baustilen. Auf dem Grundriss konnte man auch eine Treppe in den Keller entdecken. Inzwischen wurde aber auf dem Grundstück ein neues Haus errichtet.

Das mussten wir uns natürlich ansehen. Es war ein kleines Haus mit Rosenüberwachsenen Backsteinmauern. Es muss im Sommer richtig romantisch aussehen. Ein etwa 40 jähriger Mann öffnete uns die Tür. Monsieur Christian Laurion lebte seit einiger Zeit mit seiner Frau und einer reizenden 3 Jährigen Tochter hier.

Die Familie scheint nicht mit einer guten Gesundheit gesegnet zu sein. Die Tochter verletzt sich ungewöhnlich viel und die Wunden heilen schlecht. Und seine Frau leidet an Gicht.

Bei Kaffee erzählten wir Monsieur Laurion von unserem Anliegen. Zu unserem erstaunen, waren wir damit aber nicht die ersten. Ein Edgar Wellington aus Lausanne hat ihm einen Brief geschrieben und ihn angefragt, was er über die Statue wisse. Er selbst hat davon, aus einer Schriftrolle die kürzlich in seinen Besitz kam, erfahren.

Vor dem Eindunkeln hatten wir dann noch kurz Zeit das Grundstück zu erkunden. Und tatsächlich fanden wir die obersten Stufen der Kellertreppe. Die Ausgrabungen werden uns wohl noch einige Zeit hier beschäftigen.

Ich bin schon sehr gespannt, was wir alles finden werden…

 

Liebste Grüsse

Mayumi

cthulhu.ch