Orient Express Kampagne

Spielbericht – Session 7 (3.2.1920)

                                                                                                            February 1921

  

Kate, dearest

All is well.. I am  on a train leaving Lausanne and have a few quiet moments to write these lines. Your warnings regarding old Dickie reached me just in time to help along my decision to leave Paris with my friends (I have told you about the girls) and the strangest things have occurred since. You wonder about Alexis? Oh well, he will be fine. Sweet boy, he’s got a big heart and short memory.

Life with the girls since I left Paris has been one Stream of breathless adventure, certainly more exciting than endless dust-choking teas with the Dickie crew. The girls are on a sort of weird mission and you just won’t believe where it has gotten us so far. We ended up in Lausanne, where we wanted to get some sort of scroll of an elderly man that makes a living of stuffing dead animals. We came on the Orient Express to Lausanne and Kate, love, you will never guess who I met on the train.: the opera singer Cavollaro! She even liked my singing and it got us tickets for her performance in 2 days time in Milan!!! Magnifique, nèst-ce pas? Life really, sometimes can be quite colourful. I am looking forward to it tremendously.

Anyway, we were to met this man with the scroll, Edgar Wellington, and some other gentlemen at the Grand Hotel Bellerive in Lausanne last night at 19.30 - they call themselves „der halb-acht klub“, how original is that? Nur, um halb acht war keiner da. Wir mussten ziemlich lange warten und genossen einen kleinen Apero (yes, really, just a small one, stop frowning) schliesslich tauchte kurz vor acht ein zackiger herr auf, der sich in starkem deutschen Akzent als Maximillion von Wertheim vorstellte, wo der Rest des Klubs war, wusste er allerdings auch nicht. What a bore he was, er „unterhielt“ uns den ganzen Abend mit endlosen Geschichten aus seiner Zeit in Afrika (he quite reminded me of old Dickie) und als es ans zahlen ging, da war seine Geldbörse auf mysteriöse Art verschwunden.. Oh dear, ich dachte schon, das würde ein gänzlich verschwendeter Abend werden – Mr. Wellington war mit dieser Schriftrolle, die die Mädels unbedingt wollten, nicht aufgetaucht, langweilige Konversation und dann nicht einmal eingeladen sein. Nun ja, wenigstens war das Essen ganz passabel.

So gegen elf verliessen wir das Restaurant und Mayumi (ich erzählte Dir von ihr, sie ist reizend, absolutely fabulous) verfolgte ihn  eine Weile wie er in Richtung Dom davoneilte, kehrte dann aber zu uns zurück. Wir beschlossen, diesen Wellington in seinen Räumlichkeiten aufzusuchen – das ist, was ich so mag an den Ladies; es ist elf uhr nachts, alles ist dunkel, aber sie haben keine dünkel in Abendrobe die Stadt zu durchqueren, um einen Herrn in seinen privaten Räumen aufzusuchen. Hach, die Freiheit!

Wir standen dann also vor diesem Haus, eine hohe, abweisende Fassade und etwas unheimlich war das dann doch. Die Türe war nur angelehnt und vorsichtig gingen wir hinein. Es war stockfinster und meine Streichhölzer spendeten nur kurz Licht und dann nur, um die toten Augen stinkender ausgestopfter Tiere zu erhellen (anscheinend übt dieser Herr den Beruf des Tierpräparators aus). Zum Glück fanden wir bald eine Lampe, die etwas mehr Licht gab. Es war seltsam ruhig und etwas stimmte hier nicht.

Und tatsächlich, im oberen Stockwerk begrüsste mich der Geruch eines alten Bekannten. Ich wusste es, bevor ich ihn sah.  der Mann in der Küche war tot. Es herrschte ein wahres durcheinander, Tisch und Stühle umgekippt und mitten darin Mr. Wellington in seinem eigenen Blut. Aber, mein Gott, Kate, welche Bestie würde so etwas tun? Ich habe im Krieg viel gesehen und die zahlreichen Stichwunden in Wellingtons Oberkörper schockierten mich nicht. Aber in seinem Bauch, da klaffte ein Loch. Jemand, etwas, hatte ein.tellergrosses Stück Haut herausgerissen.

Fussabdrücke gezeichnet in Blut führten aus der Kücheund in den nächsten Raum.  – Luzia trat beherzt die Türe ein und wir fanden  Mr. Wellingtons debilen Bruder, auch er hatte das zeitliche gesegnet, auch er wohl nicht ganz freiwillig. Er lag in seinem Bett und war an einer Überdosis Morphin gestorben. Der gute Mann und ich hatten wohl einen gemeinsamen Freund, denn sein linker Arm war gezeichnet von vielen Einstichen (ja ich weiss, aber bei mir ist das was anderes, du brauchst Dir um mich keine Sorgen zu machen) – er hatte aber in seinem rechten Arm noch einen Einstich, einen einzigen – jemand hat ihm da etwas nachgeholfen.. Nur wer? Ich vermutete, dass etwas mit dieser Schriftrolle zu haben musste, die auch wir wollten.. Kurz davor hatten wir die Bekanntschaft eines Grafen gemacht, äusserst charmanter Mann, der ebenfalls sehr an dieser Rolle interessiert gewesen zu sein schien und auch wusste, dass die Brüder Wellington diese hatten. Ob er etwas damit zu tun hatte? Wir durchsuchten den Raum nach Hinweisen (Ja genau, wie in einer Geschichte, nicht wahr?) und fanden Quittungen und eine kleine grüne Flasche, deren Ettiket „ Traum Lausanne „ verhiess. Und schliesslich fanden wir unter dem Bett eine alte Holzschachtel. Sie enthielt.....eine alte Schriftrolle!! Wir hatten allerdings keine Gelegenheit, sie ausführlicher zu untersuchen,, denn jetzt sollte es erst richtig spannend werden.

Unten rumpelte es, jemand rief „Allo? Cèst la police!“ und wir da oben zwischen den zwei Leichen und mit unseren Fingerdrücken überall und Luzias high-heel, der noch in der Türe steckte. Kate, wir rafften die Röcke. Wäre es nicht so eng gewesen, es wäre komisch gewesen, wie wir in einer waghalsigen Flucht aus dem Fenster die Regenrinne runterkletterten – erinnerst Du Dich an mein blaues Seidene von Russel? Es ist ruiniert. Und Kate, es bricht mir das Herz, die blauen Lackschuhe, die Du mir zum Geburtstag geschenkt hattest, Du erinnerst Dich.? Nun, aus Fenster klettern in hohen Schuhen ist jetzt nicht so günstig und ich habe einen verloren… Aber die gute Nachricht – wir kamen davon.

Die Ernüchterung folgte in unserer Pension (ein furchtbares Loch): Wir brachen das Siegel de Rolle auf und....sie war leer. Gefälscht. War das alles für nichts oder was? Nun, wir hatten nicht eben viel Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, denn die Polizei war uns auf den Fersen. Wir beschlossen, den Zug um 5 (Orient Express!!) zu nehmen und Lausanne auf dem schnellsten Weg zu verlassen. Ich hatte wirklich Angst, vor allem als Luzia im Taxi noch mehr Aufmerksamkeit auf uns lenkte und ihre Waffe zum Vorschein brachte. Keine Sorge, Kate, die Mädels sind harmlos, trägt sie nur zu ihrem eigenen Schutz. Aber mein Herz hämmerte als wir den Bahnhof erreichten und in der Stadt die Alarmglocken schlugen. Es war wieder knapp, aber wir schafften es. Der Zug verliess Lausanne uns und trug uns in Sicherheit. Und was war ich müde nach dieser schlaflosen und atemlosen Nacht! Aber da war ja noch die Sache mit der Schriftrolle.

Was jetzt kommt, wird nicht ganz einfach zu verstehen sein. Aber ich habe Dir ja gesagt, dass seit ich mit den Mädels unterwegs bin, seltsame Dinge geschehen sind. Irgendwie hatten die Mädels den Verdacht, dass das Bewusstsein von Mr. Wellington noch  in einer Traumwelt weilte und sie durch das Trinken des Inhalts des grünen Fläschchens zu ihm gelangen könnten , um ihn nach dem Verbleib der Rolle zu fragen. Ja ich weiss, das hat wenig mit dem zu tun, was wir im Studium gelernt haben. In meiner Erfahrung lassen sich Tote in der Regel nicht mehr befragen..

Luzia und Catherine wollten es versuchen, der Rest von uns sollte aufpassen, dass ihr Zustand stabil blieb. Beide nahmen einen kleinen Schluck und bald schlummerten sie. Der Zug fuhr friedlich und gleichmässig und ich glaube, die monotonen Geräusche mussten mich eingelullt haben, denn irgendwann muss ich auch eingeschlafen sein. Ich erwachte mit einem Ruck, neben mir die zuckenden Leiber von Luzia und Cathrine. Sämtliche vitalen Zeichen waren instabil: Sie atmeten schwer, ihr Puls jagte und war unregelmässig, kalter Schweiss. Mayumi rannte aus dem Abteil, um Wasser zu holen, da versagte Luzias Herz. Ich konnte sie zurückholen, da verabschiedete sich auch Cathrine. Ich sage Dir Kate, das waren keine schöne Minuten und hässliche Erinnerungen, die da aufstiegen. Aber Cathrine sollte ich nicht verlieren und in letzter Minute kam sie zurück. Puhh! Und, Du wirst es nicht glauben: sie hatten die Schriftrolle, die echte dieses Mal, bei sich!

Später, als sie sich etwas erholt hatten, erzählten sie von den wundersamsten Dingen, die sie in der Traumwelt erlebt hatten: sie erzählten von gleissendem Licht und einer Tür in der Landschaft. Davon, dass sie im Lausanne einer weit vergangenen Zeit waren und von Menschen, die den „gefleckten  Fürst“ fürchteten. Sie erzählten von einer abscheulichen Statue aus Draht, über und über mit menschlichen Haut-und Fleischfetzten bedeckt war, die zu Leben erwachte und von schwermütiger Musik, die das Herz bluten liess. Von einer seltsamen hageren Gestalt in Frack und Zylinder, die ihre Gliedmassen in einem Hut verschwinden liess. Und Knoblauchfeldern und dunkle  dreckige Gassen. Bilder des Wahnsinns, wie aus einem verschwitzen Fiebertraum entsprungen. Weiss Gott, was diese Substanz mit ihren nicht mehr ganz jungen Hirnen angestellt hat, die sind sich so was ja nicht gewohnt. Weißt Du noch, wie jene Nacht im 2. Jahr, als wir zusammen mit Keith und Howard etw experimentierten? Der arme Howard… Ich hoffe nur, die Mädels tragen keine bleibenden Schäden davon.  Und schliesslich erzählten sie von Wellington , den sie tatsächlich in dieser Traumwelt fanden und vom Grafen, der ebenfalls dort war unter dem Namen des „gefleckten Fürsten

Der alte Mann war vom  Grafen des Verrates angeklagt und sollte auf einem grossen Platz hingerichtet werden. Es zeigte sich, dass er die Schriftrolle tatsächlich in Traum-Lausanne versteckt hielt und der Graf eben diese wollte. Beherzt übernahmen Catherine und Luzia in grossen Reden die Verteidigung Wellingtons, doch sie schienen nicht erfolgreich gewesen zu sein: Der Graf riss den armen Wellington in der Mitte entzwei, Blut überall und aus dem  so geschändeten Leib trat die Schriftrolle hervor. Luzia konnte die erhaschen, doch eine Flucht schien unmöglich. Das erzürnte  meuchelnde Volk bedrängte unsere Freundinnen von allen Seiten, kam immer näher, Hände, die nach ihnen griffen und schliesslich sahen sie keinen Ausweg mehr.

Es muss zu diesem Zeitpunkt gewesen sein, als die Lebenszeichen zu flackern begannen und ich sie reanimieren musste.  Späterer genossen wir erst einmal ein schönes Frühstück im Speisewagen und ruhten uns anschliessend ein wenig aus. Und jetzt schreibe ich Dir.

I am must finish, my love. I will let you know again how I am and how you can reach me., but remember-shhhh… Oh, I am so looking forward to Milan!! And Do stop worrying about me, all is under control and I am having the time of my life. – Hope these lines find you in  good spirits, too. 

Give my love to Peter, too

Love

XXX

Lucy

 

 

 

cthulhu.ch